"Herr, mache uns zu Werkzeugen deines Friedens!"

Der Friedensappell der Kirchen fordert ein Umdenken: „Weg von einem Sicherheitsdenken, das der militärischen Logik folgt, hin zu einer umfassenden und vorausschauenden Friedenspolitik.“ In dem Appell heißt es wörtlich: „Kriege und Terror verbreiten Angst und Ohnmacht – weltweit und ganz nahe. Schreckensmeldungen verstören uns Tag um Tag. Ratlosigkeit greift um sich und geht mit dem Ruf nach schnellen Lösungen einher. Die Gefahr besteht, dass militärische Reaktionen eine besonnene Friedenspolitik verdrängen.“

„Waffen aus Baden-Württemberg machen uns zu Beteiligten“

Die Kirchen verweisen auf Aufrüstungsprogramme in allen Kontinenten: „Waffen und sonstige Rüstungsgüter aus Baden-Württemberg machen uns zu Beteiligten. Flüchtlinge, die bei uns Schutz und Frieden suchen, erinnern uns daran.“ In dieser Situation müssten die christlichen Kirchen innehalten und sich neu bewusst machen, wie sie sich als ökumenische Gemeinschaft auf dem Weg des Friedens verstehen: „Gemeinsam vertrauen sie auf das Wort Gottes, das Frieden zusagt und Frieden gebietet.“

Frieden sei kein Zustand, sondern ein Prozess. Das Leitbild vom „Gerechten Frieden“ verbinde die christlichen Kirchen in Baden-Württemberg mit der weltweiten ökumenischen Lerngemeinschaft. Dieses Leitbild betone den Zusammenhang von Frieden, Gerechtigkeit und Recht im Gesamthorizont der Schöpfung. Es weise auf die verschiedenen Dimensionen des Friedens hin: „Friede mit der Erde, in der Gesellschaft, in der Wirtschaft, unter den Völkern“. Ein „gerechter Friede“ gehe damit an die Wurzeln aller zwischen- und innerstaatlichen Konflikte: „Armut, Hunger und Ungerechtigkeit – auch Missachtung kultureller Identitäten oder Verlust von Lebensgrundlagen durch Klimaveränderung – sind häufig Ursachen gewaltsamer Konflikte und nötigen Menschen zur Migration.“ Vorausschauende Friedenspolitik muss diese Konfliktursachen frühzeitig erkennen und bei ihnen ansetzen.

Enorme Ausgaben für Rüstung: Geld fehlt für Entwicklung

Auch in der zivilen Krisenprävention könne sich die größer gewordene Verantwortung Deutschlands in der Welt bewähren. „Vielfach wird die Übernahme von mehr Verantwortung gleichgesetzt mit der Steigerung militärischer Leistungsfähigkeit, dem Ausbau von Rüstungskapazitäten, dem Export von Rüstungsgütern oder der Beteiligung an militärischen Interventionen in Krisengebieten“, heißt es in dem Friedens-Appell. Das Dokument bilanziert, „dass keine der militärischen Interventionen in der jüngeren Vergangenheit einen dauerhaften und stabilen Frieden schaffen konnte. Oft erwiesen sie sich vielmehr als Verstärker der Konflikte und Auslöser dramatischer Fluchtbewegungen.“ Zugleich seien die enormen Ausgaben für Rüstung und Militär ein ernstes Hindernis für notwendige Investitionen in Friedensförderung (z.B. zivile Friedensdienste), nachhaltige Entwicklung und Klimagerechtigkeit.

ACK will mehr Friedensbildung, Prävention und Diplomatie bei Konflikten

Die Kirchen fordern deshalb die stärkere Förderung von Initiativen der Friedensbildung in möglichst allen Bildungseinrichtungen (z.B. Kindergärten, Schulen, Hochschulen; auch kirchliche Bildungsangebote) sowie die Anerkennung und Stärkung diplomatischer Bemühungen bei schwelenden oder bereits ausgebrochenen gewaltsamen Konflikten. Die Kirchen plädieren für eine Reduzierung der deutschen Rüstungsexporte – mit dem Ziel eines mittelfristigen Ausfuhrverbots sowie für eine kritische Auseinandersetzung mit dem Einsatz bewaffnungsfähiger Drohnen und anderer automatischer Waffensysteme: „Dabei lassen wir uns nicht auf unverantwortliche Abenteuer ein, sondern auf die Verheißung Jesu und das Wagnis eines gemeinsamen Weges zum gerechten Frieden. Wir tun dies in Verbindung mit der weltweiten Kirche, mit unseren ökumenischen Schwester- und Partnerkirchen und mit zivil-gesellschaftlichen Partnerorganisationen. „ Die ACK Baden Württemberg fühlt sich ermutigt durch Psalm, in dem es heißt: „Meide das Böse, tu das Gute, suche Frieden und jage ihm nach!“ (Psalm 34,15).

(Text: Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Baden-Württemberg (ACK)

Dokument zum Download:

Friedensappell der ACK Baden-Württemberg